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Glockenturm

Der Campanile von Delve

Ältester freistehender hölzerner Glockenturm auf dem europäischen Festland

 

1981 hatte der Delver Glockenturm durch eine großzügige Spende einer Einzelperson ein neues Dach aus Holzschindeln erhalten. 36 Jahre später — im Frühjahr 2017 — wurde bei einer Begehung festgestellt, dass Regenwasser durch das marode Dach ins Innere des Turms gelangt war. Eine Reparatur war unumgänglich. Ein weiteres Problem: Regen hatte auch den Untergrund des Turms aufgeweicht mit der Folge, dass er einseitig um mehrere Dezimeter abgesackt war.

 

Der Kirchengemeinderat wollte den charakteristischen Glockenturm unbedingt erhalten und erteilte einen Auftrag zur Ermittlung der Sanierungskosten. Fachleute fanden dabei heraus, dass der hölzerne Turm nicht wie angenommen aus der Zeit nach der Niederlage der Dithmarscher in der „Letzten Fehde” im Jahre 1559 (die Bauernrepublik Dithmarschen verlor ihre Unabhängigkeit) stammt, sondern deutlich älter ist. Durch eine dendrochronologische Untersuchung konnte das wahre Alter des Glockenstapels festgestellt werden. Das für das Turmgerüst verbaute Holz stammt von Eichen, die um 1349 gefällt worden waren. Damit ist der Delver Glockenturm laut Aussage von Bauhistorikern der älteste freistehende Glockenturm auf dem europäischen Festland. Früher errichtet ist lediglich der Turm im mecklenburgischen Neu–Boltenhagen, Landkreis Vorpommern–Greifswald, der an der Westseite der dortigen St. Marienkirche verankert ist. Das hier verbaute Holz des Turmgerüstes konnte für die Zeit um 1258/1259 nachgewiesen werden.

 

Sämtliche Renovierungsarbeiten am und im Delver Glockenturm wurden von Fachfirmen in den Jahren 2018 und 2019 durchgeführt.

 

© Ingo Wichmann, Delve (2020)